Demonstration von „Querdenken441“ am 10.04.2020 in Oldenburg

Am 10.04.2021 fand seit langem Mal wieder eine Demonstration unter dem Label „Querdenken“ in Oldenburg statt. Mit etwa 200 Teilnehmer*innen war die Veranstaltung kleiner als der letzte sog. „Schweigemarsch“ am 27.03.2021. Personell sind die Veranstaltungen, was die Teilnehmer*innen und Organisator*innen betrifft ziemlich deckungsgleich, lediglich der Name und der Charakter der Veranstaltungen ist ein anderer.
Ihnen stellte sich auch am 10.04. ein lauter Gegenprotest aus etwa 150 Personen entgegen, die den Aufzug kritisch begleiteten.

Angemeldet wurde die Veranstaltung dieses Mal von Kai Lübbe. In seiner Eröffnungsrede auf dem Schlossplatz bezog er sich lediglich auf eine Pressemitteilung von „Querdenken Oldenburg“, in der sie (mal wieder) behaupten, „gegen jeden Extremismus“ zu sein, aber mit allen reden zu wollen, was schon an sich widersprüchlich ist. Weitere Inhalte kamen von ihm nicht.
Nach der kurzen Eröffnung ging der Demozug um die Innenstadt los. Auch diese Mal prügelte die Polizei den Querdenker*innen den Weg frei und schikanierte den Gegenprotest, während „Querdenken“ zu einem großen Teil ohne Masken und Abstände unterwegs sein konnte.
Die Demonstration ist jedes Mal ein skurriler Anblick. Es wurden einheitliche, inhaltsleere Fahnen mit Friedenstauben und Herzchen darauf verteilt und ohne Musik wäre auch diese Veranstaltung eher ein Schweigemarsch als eine Demonstration gewesen.
Mit ihrer Musikauswahl, hat  „Querdenken441“ zum wiederholten Male bewiesen, dass ihre Distanzierungen nicht mehr als heiße Luft sind.
So wurde der Demonstrationszug von Rechtsrock aus dem Bollerwagen von Dagmar Schlue, aktiv bei „Eltern stehen auf“, begleitet. Direkt zu Beginn des Aufzugs, war ein Lied der „Zillertaler Virenjäger“ zu hören. Claus Hock hat sich die Mühe gemacht und sich angehört, was sonst noch aus den Lautsprechern kam: https://twitter.com/editionflint/status/1381206166823440387.
Mit dabei war unter anderem mehrmals die seit Jahren im verschwörungsideologischen Spektrum beliebte Band „Die Bandbreite“, mindestens ein Teil des „Stahlgewitter“ Songs „Sommer in Sebnitz“ (im Stream ist ein Teil des Outros zu hören: „die Presse lügt, die Presse lügt“), das „Lied vom Widerstand“ von Nikolai Freimann (der in antisemitischen Chiffren singt: „Seit 200 Jahren sind ihre Namen die gleichen“) und auch „Querdenken“ Möchtegern-Rapper SchwrzVyce („Die Lügen in diesem Staat, schlucken wir jeden Tag. Doch jetzt seh‘ ich es es klar, deine Propaganda“) wurde gespielt. 
Bei den „Zillertaler Virenjägern“ handelt es sich um ein weiteres Projekt von Daniel Giese, der auch unter anderem Teil der Nazi Bands „Stahlgewitter“ und „Zillertaler Türkenjäger“ ist/war. Im gespielten Lied ist die Rede von einem „satanisch-kabalistischen Plan“, das scheint „Querdenken441“ wohl zu gefallen.
Auch der Schulterschluss mit beispielsweise Aktiven der AfD zeigt, dass eine Distanzierung eben nicht stattfindet und dass die Positionen von „Querdenken“ mehr als anschlussfähig für Rechte sind.
Rechte wie Enno Samp werden (nicht nur sprichwörtlich) mit offenen Armen empfangen und wo es nicht die Umarmung ist, ist es der freundschaftliche Handschlag.
Jutta Ziegeldorf, auch bei der AfD, nahm wieder an der Veranstaltung teil, auch wenn sie versuchte, unerkannt zu bleiben. Mit Dennis Schröder aus Delmenhorst, nahm ein weiteres AfD Mitglied an der Veranstaltung teil, auch er wurde von Kai Lübbe mit einer Umarmung begrüßt.

Von Dagmar Schlue wurden Trillerpfeifen (!) verteilt, als ob es nicht reichen würde, dass ein Großteil der Teilnehmer*innen das Tragen von Masken verweigerte, nein, Aerosole mussten noch möglichst weit durch die Gegend verteilt werden.

Mit dabei war mal wieder Hermann Jack, Mitglied bei Die Linke Oldenburg, der die Veranstaltungen regelmäßig filmt und auf seinem YouTube Kanal dokumentiert. Aus Bremen war Wolfgang Wiencierz mit seiner Begleitung wieder dabei, auch er filmte die Veranstaltung für seinen YouTube Kanal.
Aus dem Orga Team waren unter anderem Kai Lübbe, Olaf Kastner, Anna Kastner Janßen, Stephan Grimmig, Paul de Vries, Torsten441″ und Wolfgang Bose dabei.
Mehrere Mitglieder von Die Basis waren dabei. Unter anderem Jeanette Harmjanz, Anne und Thomas Müller – und auch Olaf Kastner ist Mitglied bei die Basis.
Bettina Wiegmann (in der roten Jacke) die Initiatorin der „Freiheitsboten Ganderkesee“ war dabei, ein Bollerwagen, an dem mehrere Deutschlandfahnenbefestigt waren und außerdem eine Person, die regelmäßiger Besucher der „Querdenken“ Veranstaltungen in Oldenburg ist und in Berlin mit einer Reichsfahne demonstrierte, Lothar Zöllner, der ein Transparent trug, Steffen Bojert trommelte mit Henner Wenkhausen, der mit Begleitung da war.
Auch aus Bremen waren Verschwörungsideolog*innen und Reichsbürger*innen angereist, unter anderem diese Person mit einem „Ich bin verfassungslos“ Pullover.
Mann mit einem "ich bin verfassungslos" T-Shirt auf der Querdenken Veranstaltung in Oldenburg

Auf dem T-Shirt steht „Ich bin ver-fassungslos“ (Bild: https://www.flickr.com/photos/140935489@N05/51107828638/in/album-72157718908874181/)

In „Querdenken“ Kreisen gab es nach der Veranstaltung Beschwerden über die Berichterstattung der NWZ, auch eine Person namens Dr. Matthias Heger beschwerte sich hinterher in der Telegram Gruppe über den „falschen Bericht“ und bezeichnete die antifaschistischen Gegendemonstrant*innen als „Faschisten“. Dr. Matthias Heger ist Zahnarzt in Varel und seit einiger Zeit in verschwörungsideologischen Kontexten unterwegs, unter anderem war er am 10.04. in Oldenburg, auch nach Hannover wollte er am 17.04. fahren.

Die Veranstaltung wurde von Pixel_Matsch, Nutshell Fotografie, Fabian Steffens und Editionflint auf Twitter unter dem #OL0410 dokumentiert. Auf Flickr finden sich die entsprechenden Galerien. Danke an alle, die dem Aufruf von NIKA OL-WHV gefolgt sind und die Veranstaltung der „Querdenker*innen“ gestört haben.

Die Veranstaltung von „Querdenken“ am 10.04. in Oldenburg war also Mal wieder eine Ansammlung rechtsoffener, verschwörungsideologischer und antisemitischer Personen. Viele bekannte Gesichter, auch aus dem Oldenburger Umland, waren dabei. Insgesamt waren es weniger Teilnehmer*innen als beim letzen sogenannten „Schweigemarsch“ am 27.03.2021. Besonders auffällig war dieses Mal, dass sehr offensichtlich Rechtsrock abgespielt wurde und dies auf der Demo geduldet wurde – auch hier wird wieder deutlich: Die Distanzierungsversuche von „Querdenken“ können nicht kaschieren, um was für eine Bewegung es sich hier handelt.