Paul de Vries

Paul de Vries: Anmelder von Lichterumzügen und sieht die Nazis vor lauter Reichsfahnen nicht, links zu sehen bei einer Rede in Oldenburg, recht ein Foto vom 07.11.2020 in Leipzig zusammen mit Kay Peters und einer Dose Bier

Paul de Vries

Paul de Vries ist seit dem 14. September 2020 Teil der Oldenburger „Querdenken“ Gruppe. Zu diesem Zeitpunkt war er, der nichts zu verbergen habe, nach eigenen Angaben 35 Jahre alt. Paul gibt an, gelernter Hotelfachmann zu sein. Außerdem studierte er zwei Jahre lang in Braunschweig Sozialwissenschaften.
Zuletzt arbeitete er als Schulbegleiter für „ibb-mattis“. Diese Stelle verlor er aber aufgrund seiner Tätigkeit im „Widerstand“. Wir sagen: Gut so!

Ein Blick in die Welt des Paul de Vries zeigt, wie richtig diese Entscheidung war.

Paul schreibt er habe zu Beginn der Pandemie „äußerst strebsam“ nach Daten, Informationen und Fakten recherchiert. Wenn solche Sätze fallen ist eigentlich schon klar, dass es in die eher dunklen Ecken des Internets geht. In der Rede, die er am 24.10.2020 in Oldenburg auf der „Querdenken“-Kundgebung hielt erwähnt er ebenfalls, dass er sich intensiv mit Rechtsextremismus und Reichsbürgern beschäftigt habe und mit all diesem Wissen voller Stolz am 29.08. nach Berlin gefahren sei – darauffolgend erzählt er nur, was für tolle Menschen er kennengelernt habe und wie mutig seine Entscheidung war, allein dorthin gefahren zu sein. Wenn das alles ist, was dir zu den „Querdenken“-Kundgebungen in Berlin und ihren Teilnehmer*innen einfällt, nachdem du grade noch mit deiner tiefgreifenden Recherche über Rechtsextremismus und Reichsbürger*innen geprahlt hast, dann fand diese Recherche womöglich mit zu wenig Distanz und vermutlich von Anfang an zu großen Sympathien statt, lieber Paul 😉

De Vries nahm demnach am 29.08.2020 an der „Querdenken“ Demo in Berlin teil.
In Oldenburg trat er erstmals am 24.10.2020 und 25.10.2020 öffentlich auf, indem er selbstgeschriebene Texte von seinem Handy vorlas. Seit dem 04.11.2020 meldet er immer wieder Laternenumzüge um die Oldenburger Innenstadt an. Ebenfalls am 04.11. forderte er, es sollten die Personalien „der Antifa“ aufgenommen und ihm übergeben werden.

Überhaupt scheint das Vorlesen von Texten seine Passion zu sein. Auch bei den Mittwochs-Veranstaltungen liest er immer wieder Texte vor, die er beispielsweise an verschiedene Politiker*innen geschrieben hat. Auch die Form des Gedichtes scheint dabei nicht vor Paul verschont zu bleiben, so trug er bei seiner Rede am 24.10.2020 in Oldenburg zu Beginn eines vor und reimte unter anderem „das Leben, welches schon kaum ein wirksames mehr war, es wich zuletzt der Sicherheit und somit einem einsamen Jahr, vergessen waren die bisherigen Missstände, das Vertrauen in die Obrigkeit, es wächst“ – an der Stelle stellt sich mal wieder die Frage, von welchem gesellschaftlichen Zustand vor der Pandemie Paul dort spricht, denn in der kapitalistisch-neoliberalen Scheißgesellschaft, in der wir alle leben, waren auch vor der Pandemie und den entsprechenden Maßnahmen zum Beispiel soziale Belange nicht relevant für die Dominanzgesellschaft. Im späteren Verlauf des Gedichtes kommen wir noch zum Stichwort Meinungsfreiheit, wenn auch anders formuliert, denn er reimt weiter „alle Fragwürdigkeiten und jegliche Kritik, sie verschwand wohl in den 80ern und wart nicht mehr publik, dafür ein Leben in Freiheit und einer anmutenden Demokratie, in einem goldenen Käfig bestaunt man inzwischen nur noch den Krieg, vor der eigenen Hausttür kehren ist nicht mehr sonderlich beliebt, in einer demokratischen Staatsform die es schon lang nicht mehr gibt“ – Paul, allein die Tatsache, dass du und deine fellow Verschwörungsideolog*innen regelmäßig mit Mikrofonen auf öffentlichen Bühnen und frei verfügbaren Videos im Internet, lautstark eure „Kritik“ kundtun könnt, hebelt eure eigene Argumentation bezüglich „verschwundener Kritik“ und sonst meist dem verzweifelten Fordern nach dem Recht der Meinungsfreiheit doch ziemlich aus, denn: Offensichtlich könnt ihr eure Meinungen frei äußern, euer Problem scheint eher zu sein, dass die wenigstens Leute euer Geschwurbel teilen. Kommentare bezüglich seiner Gleichsetzung der
derzeitigen gesamtgesellschaftlichen Situation mit „Krieg“ und seiner Einschätzung über eine hier nicht mehr herrschende Demokratie sparen wir uns an dieser Stelle.
Nach dieser lyrischen Glanzleistung richtet er das Wort an den antifaschistischen Gegenprotest und versucht sich und seine Positionierung gegen Gewalt, Diskriminierung und jeden Form von Autorität und autokratischer Staatsstruktur als das wahre antifaschistische Denken zu definieren. Wie wertvoll Bekenntnisse dieser Art von Verschwörungsideolog*innen wie Paul sind, zeigt sich unter anderem daran, dass die gesamte Bewegung es auch nach vielen Monaten nicht schafft sich von bekannten Rechtsradikalen zu distanzieren und Gewalt plötzlich dann immer nicht mehr sooo schlimm ist, wenn sie gegen Antifaschist*innen ausgeübt wird. Folgend versucht er dem Gegenprotest noch zu vermitteln, dass er doch nur wolle, dass ein kollektives empathisches Denken an den Tag gelegt werde und Corona nicht als einzige Todes-Krankheit betrachtet werde. Dass es reichlich Menschen gibt, für die das Corona-Virus derzeit definitiv als „einzige Todes-Krankheit“ betrachtet werden kann und muss, da sie schnell daran sterben können und ein kollektives und empathisches Denken auch bedeuten kann, für genau diese Menschen ein paar Einbußen im gewohnten alltäglichen Leben einzugehen, scheint für Paul jedoch kein legitimer Ansatz zu sein. Nach dieser Aussage von ihm stellt sich erneut die Frage: Wo war dein/euer Aktivismus für und Interesse an all diesen anderen geselllschaftlichen Misständen, die ihr nun immer zu instrumentalisieren versucht, bevor ihr selbst durch die Corona-Maßnahmen zumeist das erste Mal eine spürbare Regulation eures alltäglichen Lebens zu spüren bekommen habt?

Am 05.12.2020 nahm Paul de Vries an einer verbotenen Veranstaltung von „Querdenken421“ in Bremen teil.

Auf Facebook ist er unter anderem mit Steffen Henkensiefken befreundet. Dieser ist aufmerksamen Antifaschist*innen kein Unbekannter. Schon 2008 ließ Henkensiefken sich mit Neonazi Dennis Neumann ablichten, doch während letzterer beteuert, nicht mehr der rechten Szene anzugehören* und versuchte als Rapper Karriere zu machen [https://www.youtube.com/watch?v=LMyDN9WVNvs] finden sich bei Steffen noch immer bekannte Hooligans und Neonazis in der Freundesliste. Auch findet sich ein Kandidat der LKR (die neue Partei des AfD Gründers Lucke) und eine Person welche offen Thors Hammer trägt [Bild,Bild] in seiner Freundesliste.

Ihm gefällt neben den üblichen Verdächtigen, „Klagepaten“, „Querdenken441“ und Wolfgang Wodarg, auch Donald Trump.

*wir glauben von der Distanzierung Dennis Neumanns von der rechten Szene übrigens kein Wort. Inzwischen betreibt er den Sicherheitsdienst Neumann.