Zunehmende Aggression, sinkendes Mobilisierungspotenzial – Demonstration von „Querdenken441“ am 14.08.

Am 14.08.2021 fand in Oldenburg der erste Aufzug von „Querdenken441“ seit dem 08.05.2021 statt. In der Zwischenzeit fanden lediglich ab und zu kleine Versammlungen auf dem Rathausmarkt statt.
Die Veranstaltung am 14.08. war schlecht besucht. Etwa 50 Personen, einschließlich einiger Kinder, wurden gezählt. Die Veranstaltung wurde von einer etwa gleich großen Anzahl an Gegendemonstrant*innen kritisch begleitetet.Die Demonstration startete auf dem Schlossplatz, wo sich Kay Peters, der vermutlich auch der Anmelder der Veranstaltung war, mit Gesang durchs Megaphon lächerlich machte.

Es wurden wieder Fahnen und Schilder getragen, die sehr regelmäßig schon auf Veranstaltungen von „Querdenken441“ dabei waren. Auch waren wieder viele bekannte Gesichter da. Unter anderem Kai Lübbe, Torsten, Destan Luise Kilic und Gunter Pfeil. Viele Teilnehmer*innen waren aggressiver als bei vorherigen Veranstaltungen, ein Indiz dafür, dass sie sich weiter radikalisiert haben.
So kam es vor und während der Veranstaltung zu Übergriffen auf Gegendemonstrant*innen und Pressevertreter*innen.
In einem Video ist zu sehen, wie Martin Hennig und Anne Müller von der Partei dieBasis einen Pressevertreter angreifen. Hennig und Müller sind beide Mitglied im Kreisverband „Hunte-Weser-Ammerland“ von dieBasis. Anne Müller verhielt sich im gesamten Verlauf der Veranstaltung immer wieder aggressiv.

Zu sehen ist Martin Hennig, wie er wütend in die Kamera schaut und mit dem Finger auf die Kamera zeigt, neben ihm steht Anne Müller, die mit einem Polizisten diskutiert.

Links Anne Müller, rechts Martin Hennig, beide von dieBasis. Bild von Pixel Matsch

Von der Person in Jeansjacke ging noch vor Beginn der Veranstaltung ein Übergriff auf Gegendemonstrant*innen aus, anschließend hat sie die Veranstaltung verlassen.

Zu sehen ist eine Gruppe Menschen auf der Kundgebung, einige in Ordner*innenwesten, im Vordergrund läuft die Frau, die Gegendemonstrant*innen angegriffen hatte.

Die Frau in Jeansjacke griff den Gegenprotest an, Bild von Pixel Matsch

 

Paul de Vries fuhr den Lautsprecherwagen, der vorne vor der Demonstration fuhr. Das Auto hatte das Kennzeichen OL QD 441, scheint also ein Privatfahrzeug und kein Mietwagen zu sein.

Von der verschwörungsideologischen Partei dieBasis, waren einige weitere Vertreter*innen anwesend, so auch Alexander Goretzki. Goretzki ist Vorstandsmitglied bei der Polygenos und im Kreisverband „Hunte-Weser-Ammerland“ von dieBasis.
Aus dem selben Vorstand war Jeanette Harmjanz dabei, die ein NS-relativierendes Schild mit sich herum trug. Auf der einen Seite des Schildes behauptete sie, dass es keinen Bedarf an einer Impfung von Kindern gäbe und auf der anderen Seite ihres Plakates verglich sie die Bloßstellungen von Frauen im NS, die beschuldigt wurden, sog. „Rassenschande“ begangen zu haben, mit dem Umgang mit ungeimpften Personen heute. Das Foto auf ihrem Plakat stammt aus dem Jahr 1942 aus Altenberg. Die Frau auf dem Bild musste ein Schild mit der Aifschrift „Ich bin aus der Volksgemeinschaft ausgestoßen“ tragen.
Mit ihrem Text auf dem Plakat, stellt Harmjanz die Verbrechen der Nazis mit dem Umgang mit ungeimpften Personen gleich, die Formulierung „Keine Diskriminerung“ macht deutlich, dass es sich für Harmjanz um eine vergleichbare Situation und Diskriminrung handelt.

Alexander Goretzki, der laut eigener Aussage nichts mit Antisemit*innen am Hut haben will, ist ihr durch die gemeinsame Partei- und Vorstandsmitgliedschaft und den Kontakt auf der Veranstaltung doch sehr nahe.

Alexander Goretzki geht mit seinem Akkordeon neben Jeanette Harmjanz mit ihrem Schild, zu sehen ist die Seite mit dem Text zur Impfung von Kindern

Alexander Goretzki geht neben Jeanette Harmjanz, Bild von Pixel Matsch

Neben Mitgliedern von dieBasis waren, mit Krista Zimmermann und kurz auch Jutta Ziegeldorf, Mitglieder der AfD anwesend.

Im Verlauf der Demonstration wurde zwei Mal ein Lied der Liedermacherin Annett Müller gespielt. Diese war Mitglied in der NPD und stand im Jahr 2008 auf einer Wahlliste der NPD Niedersachsen. Inzwischen ist sie aus der rechten Szene ausgestiegen, ihre alte Musik wird allerdings trotzdem regelmäßig auf rechten Veranstaltungen gespielt. Das Lied was gespielt wurde, kommt von ihrer damaligen Band „Faktor Widerstand“ und erschien 2004, also lange vor ihrem Ausstieg. Im Text finden sich antisemitische Chiffren (u.a. „Zentralverein“) und antifeministische Begriffe wie „Abtreibungsmord“. Insgesamt ist der Text geprägt von verschwörungsideologischen Erzählungen über eine vermeintliche „Unterwelt“, „Bonzen“ und einen „alten meisterhaften Plan“. In der Telegram Gruppe von „Querdenken441“ entstand nach einer Nachfrage zum Lied eine Diskussion. Paul de Vries äußerte, dass er am Inhalt des Liedes nichts zu beanstanden hätte, Maria und Lothar Zöllner stimmten zu. De Vries verglich den Kritiker in der Gruppe mit  „AntiFaGlobalisten“ und verwendet somit selbst antisemitische Chiffren.

Nach der Veranstaltung wurde in der Telegram Gruppe von „Querdenken441 unter anderem von Peter Thal gefragt, wo denn alle gewesen seien und es gab Beschwerden, dass zu wenig Leute da gewesen wären. Kerstin beschwerte sich darüber, dass die Antifa nerven würde.

Als Fazit lässt sich sagen, dass das Mobilisierungspotenzial von „Querdenken441“ sehr stark nachgelassen hat, zumal auch einige Personen aus der Umgebung von Oldenburg (z.B. Hude, Bremen und Wunstdorf) anwesend waren und einige Kinder, die in den Zahlen mitgezählt wurden. Übrig geblieben ist ein harter Kern der sehr regelmäßig anwesend ist und sich zunehmend radikalisiert.
Bilder und Informationen zur Veranstaltung finden sich bei Pixelmatsch:
https://www.flickr.com/photos/pixel_matsch/albums/72157719687813141/with/51381064275/
und unter Hashtag #ol1408 auf Twitter.