Angriffe auf Journalist*innen und Gegendemonstrant*innen in Wildeshausen, Hude und Oldenburg

In den vergangenen Tagen, haben sich hier in der Region Vorfälle gehäuft, bei denen Journalist*innen und Gegendemonstrant*innen von Verschwörungsideolog*innen angegriffen und bedroht wurden. Dies passierte unter anderem in Wildeshausen, Hude und Oldenburg, hier ein kurzer Überblick. 


Wildeshausen: Angriffe auf Gegendemonstrant*innen
Am Montag den 29.11. fand in Wildeshausen ein Aufmarsch von etwa 70 Verschwörungsideolog*innen und AfDler*innen unter dem Motto „Es reicht“ statt. 
Es wurde unter anderem in der Telegram Gruppe von „Querdenken“ Oldenburg zu der Veranstaltung aufgerufen. Viele der Teilnehmer*innen kamen aus Oldenburg, Vechta oder Cloppenburg.
Es fand sich ein kleiner antifaschistischer Gegenprotest vor Ort ein.
Die Gegendemonstrant*innen wurden mehrfach von den Verschwörungsideolog*innen bedrängt und geschubst. An den Übergriffen beteiligt war unter anderem auch Paul de Vries aus Oldenburg.
Laut dem Nachbericht der Antifaschistischen Vernetzung Oldenburger Land, schlug de Vries einer filmenden Person das Handy aus der Hand und drohte weitere Schläge an. Kurz darauf versuchte er einer Person das Handy zu entreißen, außerdem versuchte er einer weiteren Person eine Antifa Fahne zu entreißen.
Auf der Website des AfD Kreisverbands Oldenburg Land, wurde ein Text und ein Video zu den Vorfällen veröffentlicht. Die Antifaschistische Vernetzung Oldenburger Land schreibt dazu: 
Der AfD-Kreisverband widmete dem „Spaziergang“ später einen Blog-Eintrag auf ihrer Website. In den Details unterscheiden sich die Angaben zum Teil von denen der antifaschsitischen Beobachter:innen, kurios ist jedoch, dass die AfD die Übergriffe auf die Gegendemonstrant:innen (positiv) benennt und gleichzeitig von einem „friedlichen“ Spaziergang schreibt. So heißt es dort etwa: „Am Ende müssen Linke Störer erneut einstecken“ oder „Es entwickelte sich ein verbaler Schlagabtausch, bei dem kurz darauf 2 Antifanten zu Boden gingen“. Später versuchte der AfD-Pressesprecher Bernhard von Hasseln diese Aussagen zu relativieren, indem er gegenüber der NWZ sagte, die Gegendemonstrant:innen seien möglicherweise „ausgerutscht“ oder es habe sich um eine „Notwehr-Situation“ gehandelt.
In dem Text auf dem Blog wird außerdem in rassistischer Manier darüber gemutmaßt, ob einer der Gegendemonstranten „Flüchtlingskinder als Demonstranten“ missbrauchen würde.
Die AfD bezieht mit ihrem Beitrag klar Stellung und schreibt, dass auch AfD Mitglieder, bei der Veranstaltung beteiligt waren.
Die Kreiszeitung berichtete mehrfach über den Vorfall. Am 03.12. wurde ein Artikel mit dem Titel „Harm Rykena kritisiert „martialisch gekleidete Kämpfer“ – AfD: Spaziergang in Wildeshausen wäre ohne Antifa friedlich verlaufen“ veröffentlicht. 
Im Artikel kommt AfD Landtagsabgeordneter und Kreistagsvorsitzender und Mitglied der Telegram Gruppe der „Freiheitsboten Oldenburg“ Harm Rykena unkommentiert zu Wort.
Im Artikel wird Rykena zitiert, als er von „martialisch gekleideten Kämpfern“ spricht, ohne dass seine Äußerungen kritisch eingeordnet werden würden.
In einem Video, was auf der Seite der AfD veröffentlich wurde ist allerdings sichtbar, dass die Verschwörungsideolog*innen die Personen des Gegenprotests bedrängten und diese definitiv nicht „martialisch gekleidet“ waren.
Die Kreiszeitung bietet mit dem Artikel der AfD und dem Verschwörungsideologen Rykena eine Plattform und Reichweite für ihre rechte Propaganda.
Auch am 02.12. berichtete die Kreiszeitung bereits über den Vorfall und auch in diesem Artikel wurden Äußerungen der AfD unkritisch zitiert und ihre Schilderungen übernommen.
Allein schon die Anwesenheit von Verschwörungsideolog*innen in Wildeshausen widerspricht einer friedlichen Versammlung, die Angriffe gingen von ihnen aus und die AfD brüstet sich damit, dass „linke Störer“ zu Boden gingen und einstecken mussten. Es ist also mehr als deutlich, dass von den verschwörungsideologischen Aufmärschen, auch in Wildeshausen, eine Gefahr ausgeht, die nicht ignoriert werden darf.
Die Antifaschistische Vernetzung Oldenburger Land ruft zum Gegenprotest am kommenden Montag auf:

Hude: Angriffe auf Journalist*innen

Am 03.12. wurden Journalist*innen in Hude von mehreren Personen aus dem „Querdenken“ Spektrum angegriffen, als sie einen Spaziergang/Fackelmarsch, der Verschwörungsideolog*innen dokumentieren wollten. Obwohl die Veranstaltung in verschiedenen überregionalen Gruppen beworben wurde (u.a. Freiheitsboten Bremen, Freie Niedersachsen), war keine Polizei vor Ort. Laut dem Bericht der Journalist*innen, war die Stimmung bei den 40-50 Teilnehmer*innen von Anfang an aggressiv und journalistisches Arbeiten war nicht möglich.
Die Veranstaltung wurde unter anderem von Jeanette Harmjanz, aktiv bei dieBasis, angeführt. Die Journalist*innen von Nutshell Fotografie schreiben, dass ihnen gegen die Kameras geschlagen wurde, ihnen damit gedroht wurde die Kameras zu entwenden, sie als „Nazis“ beleidigt wurden und eine*r von ihnen über einen Zaun in ein Beet geschubst wurde. An den Übergriffen war erneut auch Paul de Vries aus Oldenburg beteiligt.
Ein nahestehendes Kind wurde von Teilnehmer*innen mit den Worten „die stechen dich ab“ vor den Journalist*innen „gewarnt“.
Eine Galerie zu der Veranstaltung findet sich bei Nutshell Fotografie: https://www.flickr.com/photos/140935489@N05/albums/72157720205342516
Auf Twitter berichteten dazu Nutshell Fotografie und Jörg Reichel.

Oldenburg
Am 04.12. fand ein Treffen von Verschwörungsideolog*innen am Bornhorster See in Oldenburg statt. Dort versammelten sich gegen 15 Uhr etwa 30 Personen. 
Pixelmatsch berichtete, dass ein Kollege, der vor Ort Fotos machte, von den Verschwörungsideolog*innen angegangen wurde. Diese wollten Einsicht in die Bilder oder direkt die Kamera ausgehändigt haben.
Die verschwörungsideologische Szene radikalisiert sich auch hier in der Region deutlich und darf nicht unterschätzt werden. Danke an alle Journalist*innen, die regelmäßig über die Verschwörungsideolog*innen berichten und danke an alle Personen, die sich den Verschwörungsideolog*innen entgegen stellen!