Wilhelmshavens rechter Sumpf – Update

Einige Zeit ist seit unserem letzten Beitrag zu Wilhelmshaven vergangen. Mittlerweile wurde das Thema im Rat der Stadt besprochen. Außerdem hat Mirco Danner eine Stellungnahme geschrieben, die wir nicht unkommentiert lassen werden. Auch Christian Stulken, ein Hauptakteur in der Wilhelmshavener Verschwörungsszene hat sich zu den Vorgängen geäußert. Wir liefern ein paar neue Informationen und Screenshots, die unsere Einschätzung der Vorgänge unterstreichen sollen.

Zu Mirco Danner

In Danners Stellungnahme(n) kommt es auf die Details an.

So leugnet er zweierlei Dinge: erstens sei er nicht „Sprotte“ und zweitens nicht an Anschlagsplänen beteiligt gewesen. Letzteres haben wir ihm auch gar nicht vorgeworfen. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

Dass er nicht hinter dem Pseudonym „Sprotte“ stecken würde, ist schwer zu glauben.

Uns liegen mehrere Nachrichten vor, die „Sprotte“ mit „Mirco Danner“ unterschrieben hat. Auch die Mitglieder der Chat Gruppe grüßten ihn stets mit „Mirco“. Kurz nach Veröffentlichung unseres Artikels, verließ er die Gruppe.

Auch, wenn er nicht an der Anschlagsplanung beteiligt war, so hat er vor allem ordentlich angestachelt.

„Es kommt die Zeit, dann treiben wir die roten Ratten dahin wo sie hin gehören, zurück in ihre Löcher“ und „Parlamentarisch gewinnen wir keinen Blumentopf. (…) In den sozialen Gruppen zu schreiben bringt euch nicht weiter, handelt endlich! Im Kampf für die Freiheit zu sterben ist bei Gott keine Schande“ sind Aussagen, die nicht gerade auf eine menschenfreundliche Einstellung schließen lassen.

Im Übrigen ist auf den Screenshots ebenfalls aufgezeigt, dass er Mitglied der Gruppe „WHV wacht auf!!“ war. Die Gruppe also, in der die Anschlagspläne diskutiert wurden.

Wir bleiben bei unserer Aussage: Wer schweigt stimmt zu. Wer anstachelt und zu Gewalt aufruft, erst recht.

Hier die zugehörigen Screenshots:

Entwicklung der Chat Gruppen

Christian Stulken, der sich „???“ nannte, hat seinen Namen erneut gewechselt. Jetzt heißt er auf Telegram „Lichtbringer“ und schreibt zu der Anschlagsplanung folgendes:

Kurz nachdem unser Artikel erschien, wurde die „WHV wacht auf!!“ Gruppe gelöscht und die „Wilhelmshaven steht auf“ Gruppe in „Wilhelmshaven unter sich“ umbenannt, um die Beweise für die Anschlagsplanung zu vernichten. 

Uns liegen Screenshots des gesamten Chatverlaufs vor, den wir an dieser Stelle nochmal veröffentlichen, um zu unterstreichen, wie konkret die Planung war. 

Es wurde das Logenhaus ausgekundschaftet, Bilder von der Fassade gemacht und das Für und Wider verschiedener Waffen diskutiert. Die Drohungen und Hetzbeiträge gegen Oberbürgermeister Carsten Feist sind ebenfalls sehr konkret. Danach zu behaupten, es handele sich lediglich um „rumgeflachse“, ist schlicht unglaubwürdig. 

Überall, wo wir der Übersicht halber geschnitten haben, wurden zur Transparenz rote Trennstriche eingefügt.

Rechtsextrem hinten und vorne

Mehrere Nutzer*innen der Chat Gruppen beschwerten sich nach unserem Artikel, sie seien doch gar nicht „rechts“. Dann stellt sich allerdings die Frage, weshalb sie in eindeutig rechtsextremen und antisemitischen Chat Gruppen mit eindeutigen Rechtsextremen und Antisemit*innen unterwegs sind.

Hier nur ein paar Beispiele für entsprechende Nachrichten und Profile:

Die Farbenkombination Schwarz Weiß Rot steht für die Reichsfahne. Über die rechtsextreme Einstellung Attila Hildmanns ist bereits genügend gesagt.

Der Nutzer „Enduro“ hat bis heute auf seinem Profilbild eindeutige Symboliken.

Dieser Nutzer erfreut sich ebenfalls an den Farben Schwarz Weiß Rot.

„Ullrich“ positioniert sich eindeutig als rechtsextrem.

Rainer Ihnen träumt von Volksgemeinschaft, glaubt an die antisemitische Erzählung vom „Geheimwissen der Eliten“ und Träumt vom „deutschen“ „reinrassigen“ Blut.

Antisemitismus

Bei antisemitischen Verschwörungserzählungen ist der Übergang zwischen offener Judenfeindschaft und unterschwelligerem strukturellem Antisemitismus fließend. Egal, ob von „den Freimaurern“ oder offen von „den Juden“ oder „Zionisten“ geschrieben wird, bleibt die Struktur gleich: Es wird eine angeblich gegen die Menschheit verschworene „Elite“ erdacht, die es zu bekämpfen gelte. 

Auch nachdem die Anschlagspläne auf das Logenhaus in Wilhelmshaven veröffentlicht wurden, geht die antisemitische Hetze munter weiter.

Hier ist der „Geheimbund der Freimaurer“ eine antisemitische Chiffre.

Die erfundenen „Protokolle der Weisen von Zion“ und die Schwarz Weiß Rot Herzen lassen keinen Zweifel am antisemitischen Gehalt der Chat Gruppen.

Weiterführende Informationen dazu finden sich hier und hier.

Hier teilt Christian Stulken die Behauptung, Israel sei direkt oder indirekt am Anschlag auf das World Trade Center beteiligt. Israel, also der jüdische Staat, ist ebenfalls eine gängige antisemitische Chiffre.

In dieser Nachricht wird nicht nur der Holocaust geleugnet, sondern ebenfalls die Freilassung der mehrmals verurteilten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck gefordert.

In dieser Nachricht wird von Tobias Van Voorst behauptet, Deutschland sei ein besetztes Land und die induktive Frage gestellt, was „die Juden“ und der Holocaust damit zu tun hätten.

Zwar wird hier gesagt, dass „das Judentum als solches“ nicht böse sei, allerdings wird darauf hin der Begriff „Jude“ schlicht durch „Zionismus“ und Israel ersetzt.

 

Entwicklung und Vernetzung

Wie deutlich geworden sein sollte, hat sich das Problem längst nicht erledigt. Eine Gruppe wurde gelöscht, die andere umbenannt und es geht nach wie vor weiter mit den gleichen rechtsextremen und antisemitischen Inhalten wie vorher.

Tatsächlich haben sich mehrere Wilhelmshavener Akteur*innen weiter radikalisiert und vernetzt. 

Mehrere Wilhelmshavener*innen sind in die extrem antisemitische Verschwörungsgruppe „DasSindWirOldenburg“ beigetreten.

Die Antifa.Elf hat bereits über die rechtsextremen Machenschaften dieser Gruppe berichtet: http://antifaelf.blogsport.de/2021/02/19/dassindwiroldenburg-eine-vernetzung-von-ganz-rechts/

Fazit

Wenn Mirco Danner behauptet, er stecke nicht hinter dem Pseudonym „Sprotte“, dann lügt er. Wenn Christian Stulken schreibt, die Anschlagspläne seien „rumgeflachse“, dann überzeugt dies nicht, angesichts der konkreten Schritte, die durchgeführt wurden, um das Logenhaus auszukundschaften und sich auf geeignete Waffen zu einigen.

Wenn Nutzer*innen der Chat Gruppen behaupten, sie seien nicht rechts, ist dies ebenfalls unglaubwürdig, wenn man sich anschaut, wie zahlreich und unwidersprochen die rechtsextremen und antisemitischen Beiträge dort gestaltet sind. 

Die Hauptakteur*innen vernetzen sich in weiteren rechtsextremen Gruppen in Oldenburg und Umgebung.

Darüber, dass Michael Schlicksbier-Hepp ein antisemitischer Verschwörungsideologe ist, wurde leider wenig diskutiert. Sojemandem die Verantwortung für psychisch leidende junge Menschen zu überlassen, finden wir nach wie vor skandalös.

Die Situation bleibt also angespannt. Wir bleiben bei unseren Schlüssen und mahnen, diesem Treiben entgegenzuwirken.