Kommentar: Isi und die Freund*innen der Kartoffeldruckerei

Friederike Pfeiffer -de Bruin und Luise "Isi" de Bruin.

Friederike Pfeiffer -de Bruin und Luise „Isi“ de Bruin. // Nutshell Fotografie (CC-BY)

Luise de Bruin, genannt „Isi“, schreibt am 09.06.2020 auf Facebook und Telegramm, sie habe ein Päckchen mit einem Backstein und der Nachricht, der Nächste würde durchs Fenster fliegen, bekommen. Begleitet wird diese Nachricht von der inzwischen üblichen und erwartbaren Selbstinszenierung als argloses Opfer böser Mächte, die ihr ihre Friedfertigkeit missgönnen.

Es soll an dieser stelle nicht darum gehen, die inzwischen altehrwürdige Militanzdebatte innerhalb der Linken neu aufzurollen. Das ist an anderer stelle bereits zur Genüge passiert und ist hier nicht zielführend.
Stattdessen wollen wir uns mit Isis Selbstinszenierung rund um diesen Vorfall einmal genauer beschäftigen.

Sie schreibt, sie vermute als Tatmotiv eine große Angst. Wobei Menschen vor ihr doch nun wirklich keine Angst zu haben bräuchten. Sie sei ein friedliebender Mensch und wenn jemand ernsthaft das Gegenteil behaupten wolle, könne die Person sich ja bei ihr melden.

Isis öffentlicher Facebook-Post.

 

Im Brustton der Empörung führt sie an, sie würde es niemandem wünschen, auf etwaigen Todeslisten zu stehen und würde auch niemals solche Listen befördern.
Auch wäre ihr die Existenz solcher Listen nicht bekannt. Nur um im nächsten Satz die Existenz von Namenslisten wie sie seit Jahren innerhalb der Rechten kursieren, in Frage zu stellen. Schließlich habe sie noch keine Beweise für deren Existenz gesehen.

Das zeugt schon von einer besonderen Fähigkeiten zur Ignoranz. Waren doch derlei Listen in den letzten Jahren zur genüge Thema in diversen Medien.
Aber das waren natürlich die Medien des „Mainstreams“, welchen es nur zu vertrauen gilt, wenn es dem eigenen Weldbild nützt. Und so speist sich der Wunsch, Bilder und Gesichter von vermeintlichen Antifas zu bekommen, vermutlich aus reiner Nächstenliebe.

Im Telegram-Kanal „Widerstand2020Oldenburg“ ruft Isi zur Dokumentation von Antifas mit „Namen, Fotos, Gesichtern, Profilen“ auf.

Aber es ging ihr ja um die Dokumentation von Bedrohungen und Übergriffen seitens der Antifa. Und dafür braucht sie Namen und Bilder vollkommen Unbeteiligter? Aus welchem Grund?
Aus Sorge darüber, die diversen Neonaziszenen könnten einige vergessen haben?

Isi schreibt, sie würde lediglich einen Diskurs über Mobbing, Gesinnungsterror und verdeckte politische Einflussnahme führen wollen. „Jetzt erst recht“. Mutig, wo sie doch die Sorge um ihre Kinder extra betont, um die Verwerflichkeit der Drohung zu unterstreichen.

Überhaupt scheint an ihrem Verhalten in Bezug auf diese Drohung so einiges fragwürdig.
Nicht nur, dass sie herausstellt, wie moralisch verwerflich es sei, eine Mutter mit Kindern zu bedrohen, nur, um gleichzeitig zu betonen, „jetzt erst recht“ weiter machen zu wollen.
Sieht so die Sorge um ihre Kinder aus, oder die um ihre mediale Aufmerksamkeit?
Gerade jetzt, wo zu der von ihr mit organisierten Kundgebung zuletzt, trotz besserer Lage auf dem Pferdemarkt und strahlendem Sonnenschein, lediglich noch die Hälfte der Besucher*innen kamen?

Und dass sie, kurz nachdem sie in der Öffentlichkeit bekundet, über Drohungen der Antifa sprechen zu wollen, selbst eine solche erhalten haben will, ist schon ein wirklich vorteilhafter Zufall. Mit einem solchen Paket lässt sich natürlich hervorragend rechtfertigen, nun erst recht Namen und Gesichter von jenen zu sammeln, die ihrer Vision von Frieden und Wahrheit widersprechen.

Bemerkenswert ist auch, dass sie sich sehr sicher zu sein scheint, dass bei den polizeilichen Ermittlungen nichts herauskommen wird. Und immer wieder betont sie ihre Gelassenheit in Zusammenhang mit diesem Vorfall.
Eine Nachricht mit dem Hinweis, im falle einer solchen Paketankunft nichts anzufassen und Bilder zu machen, unterschreibt sie mit einem fröhlichen „Weiteratmen“, so als sei sie diejenige, die sich ob der vermeintlichen Gefahr die wenigsten Sorgen mache.

Telegram-Kanal „Widerstand2020Oldenburg“.

Gleichzeitig nutzt sie die Gelegenheit, die eigene Friedfertigkeit unter Beweis zu stellen und den vermeintlichen Täter*innen ein klärendes Gespräch anzubieten, in dessen Anschluss sie möglicherweise sogar bereit sei, die Hand zur Versöhnung zu reichen. Viel mehr friedfertig geht schon fast nicht mehr. Und sollte sich niemand melden? Naja sie hat es wenigstens versucht. Sie ist hier schließlich die gute. Das sieht ihr Narativ so vor und das soll auch bitte so bleiben.

Als letztes, vielleicht der kleinste Punkt. In diesem Fall sind wohl alle Details von Bedeutung. Scheint es für antifaschistische Bekenner*innenschreiben doch recht unüblich diese mittels Kartoffeldruck anzufertigen.
Das ist ein Mittel, welches eher in das Repertoire einer Pädagogik Studentin und Mutter zu passen scheint, als in das einer autonomen Antifa-Struktur. Letzteres ist ihr wohl schon selbst aufgefallen. Weshalb sie mutmaßt, es könnten Halbstarke gewesen sein.

Bleibt zu hoffen, dass nicht alle ihrer Unterstützer*innen ihr diese Geschichte so einfach abkaufen, sondern halten was sie sich stehts gegenseitig versprechen.

Alles hinterfragen. Selber denken.